Neuigkeiten 12.07.2019

Umfangreiche GEW-Studie zur Studiensituation in der Lehramtsausbildung

Studienbedingungen für Lehramtsstudierende müssen jetzt endlich verbessert werden

Wer wirksam den Lehrkräftemangel beseitigen will, muss am Lehramtsstudium ansetzen und schnellstmöglich bessere Rahmenbedingungen dafür schaffen. Die Ergebnisse der von der GEW NRW geförderten Studie „Studiensituation und soziale Lage von Lehramtsstudierenden in NRW“ zeigen, wo es dringlichen Handlungsbedarf seitens der Landesregierung und der Universitäten des Landes gibt.

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„Die Zahlen unserer Studie sind alarmierend. Zu viele Studierende unterbrechen aus finanzieller oder sozialer Not ihr Studium oder müssen es sogar komplett abbrechen, weil die Studienbedingungen nicht mit den individuellen Voraussetzungen nicht im Einklang zu bringen sind. Wir bekommen aber nur dann genügend gut ausgebildete Lehrkräfte für unsere Schulen, wenn die Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches und zügiges Studium gegeben sind“, so Ulrich Thoden, Stadtverbandsvorsitzender der GEW. Auch an der Universität Münster absolvieren Studierende die erste Phase der Lehrer*innenausbildung in unterschiedlichen Lehrämtern.

Als Konsequenz fordert die GEW von der Landespolitik, in zentralen Handlungsfeldern initiativ zu werden. Ulrich Thoden: „Es geht in erster Linie darum, Studienunterbrechungen und Studienabbruch durch bessere Rahmenbedingungen und bessere Beratungsstrukturen zu vermeiden. Die Bedarfsprognose des Schulministeriums zeigt das Missverhältnis von Angebot und Nachfrage in der Lehrkräfteausbildung. Deshalb muss flächendeckend an allen NRW-Universitäten für alle Lehrämter ausgebildet werden. Ganz oben auf der Agenda steht für uns:  Die Diversität unserer Gesellschaft muss unter den Lehramtsstudierenden besser abgebildet werden, wir müssen mehr Migrant*innen für das Lehramtsstudium gewinnen.“

Zentrale Ergebnisse der Studie

Die aktuelle Studie wurde vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) im Rahmen einer Sonderauswertung der Daten der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) durchgeführt. Das DZHW-Forschungsleiter Ulf Banscherus analysierte dafür die Datensätze von rund 13.000 NRW-Studierenden aus dem Sommersemester 2016, darunter ca. 1.800 Lehramtsstudierende, und ermittelte dabei ein spezifisches Profil dieser Gruppe.

Laut Studie ist der Anteil weiblicher Studierenden in den Lehramtsstudiengängen mit 66,2% deutlich höher als bei den Studierenden in NRW insgesamt, während Studierende mit Migrationshintergrund noch stärker unterrepräsentiert sind als bei der Gesamtzahl der NRW-Studierenden (21,8%). Während die Mehrzahl der Lehramtsstudierenden ihre Situation durchaus positiv einschätzte, beurteilten die Studierenden mit Migrationshintergrund und/oder niedrige Bildungsherkunft ihre individuelle Lage weniger optimistisch. Insgesamt gab es viele Klagen bezüglich der inflexiblen Studienstrukturen und damit korrespondierenden Problemen mit der Arbeitsorganisation und dem Zeitmanagement, sowie der Vereinbarkeit zwischen Studium und Erwerbstätigkeit. Ein Großteil der Lehramtsstudierenden war parallel zum Studium erwerbstätig, etwa ein Drittel studierte faktisch in Teilzeit, wobei allerdings nur ein marginaler Teil der Studierenden (2,4%) in einem Teilzeitstudiengang eingeschrieben war. Rund ein Fünftel (20,7%) der Studierenden gab an, das Lehramtsstudium mindestens einmal unterbrochen zu haben. Hierfür waren existentielle Probleme – von gesundheitlich-psychischen bis zu finanziellen und sozialen – ausschlaggebend.

GEW fordert Konsequenzen

Der Reformbedarf in der Lehrkräfteausbildung ist groß. Ulrich Thoden fasst die zentralen Forderungen der GEW NRW abschließend zusammen:„Die Studienstrukturen müssen flexibilisiert werden, um den differenzierten Lebens­wirklichkeiten der Studierenden gerecht zu werden. Dabei müssen auch die Studieninhalte insgesamt, eine übergreifende Studiengangberatung, wie auch die Studienkapazitäten und die Infrastruktur des Studiums an den einzelnen Universitäten in den Blick genommen werden. Unabdingbar ist eine deutliche Verbesserung der Studienfinanzierung. Um eine zügiges Studium zu gewährleisten und damit Studienzeiten zu verkürzen braucht es eine weitere Reform des BAföG. Dringend zu verbessern sind auch die Praxisanteile im Studium und die Möglichkeiten, während des Lehramtsstudiums auch ein Auslandssemester zu absolvieren. “

gew-nrw.de/studium