Aktuell läuft die zweite Runde der Tarifrunde für den öffentlichen Dienst der Länder – und damit für die meisten der angestellten Lehrkräfte in Deutschland. Bislang haben die Arbeitgeber den Gewerkschaften kein Angebot vorgelegt und stattdessen deren Forderungen zurückgewiesen. Dabei geht es um fünf Prozent, mindestens jedoch 150 Euro mehr Gehalt. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) appelliert an die Finanzminister, sich zu bewegen.
Der Auftakt der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder war vor drei Wochen in Berlin ohne Ergebnis geblieben. „Der Auftakt ist absolut enttäuschend. Die Arbeitgeber blenden die Realität aus und wollen weder die Leistung der Beschäftigten anerkennen noch die Preisentwicklung zur Kenntnis nehmen. Das ist ein fatales Signal an alle Länderbeschäftigten, insbesondere im Schul- und Gesundheitswesen, die während der Pandemie Herausragendes geleistet habe“, betont GEW-Stadtverbandsvorsitzende Ulrich Thoden: „In gut eineinhalb Jahren Corona-Krise haben die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes gezeigt, dass sie und ihre qualifizierte Arbeit unverzichtbar sind. Die Lehrkräfte beispielsweise haben – trotz mangelhafter Rahmenbedingungen wie bei der digitalen Ausstattung der Schulen und des Fachkräftemangels – mit großem Engagement dafür gesorgt, dass die Schülerinnen und Schüler so viel und so guten Unterricht wie möglich erhalten haben. Dafür haben sie neue Unterrichtsformate und -konzepte entwickelt und mit viel Kreativität Schule gemacht. Diese Leistungen sollen sich auch in Euro und Cent niederschlagen, die Gehälter müssen spürbar steigen. Das gilt auch für die Lehrenden an Hochschulen und sozialpädagogische Fachkräfte“, macht Ulrich Thoden deutlich.
Mehr Lehrkräfte, gleiches Geld und kleinere Klassen
„Der Staat muss in der Corona-Krise weiter als Stabilisator auftreten. Dafür muss er mit hoch qualifizierten und motivierten Beschäftigten handlungsfähig bleiben. Das zeigt die Corona-Krise Tag für Tag. Um dem Lehrkräftemangel erfolgreich entgegenzusteuern, muss der öffentliche Dienst attraktiver werden: Dazu gehören nicht zuletzt eine gute Bezahlung und faire Arbeitsbedingungen. Die Corona-Pandemie hat gezeigt: Die Schulen brauchen etwa für den Wechselunterricht und kleinere Klassen mehr Lehrkräfte“, unterstreicht GEW-Geschäftsführer Carsten Peters und macht deutlich, dass sich die GEW weiter für die vollständige Paralleltabelle einsetze, die eine bessere Eingruppierung für viele angestellte Lehrerinnen und Lehrer unterhalb der Entgeltgruppe 13 und damit mehr Gehalt bringen würde. Zudem erwartet die GEW, dass Verhandlungen für einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte aufgenommen werden.
„Der öffentliche Dienst muss an andere Branchen angeglichen werden, um der starken Fluktuation entgegenzuwirken“
„Wir brauchen jetzt Reallohnsteigerungen. Die Beschäftigten müssen nicht nur den Preisanstieg bewältigen können, sondern sie müssen zusätzlich auch noch mehr Geld in die Taschen bekommen, um mit anderen Bereichen Schritt halten zu können. Der öffentliche Dienst muss an andere Branchen angeglichen werden, um der starken Fluktuation entgegenzuwirken und Fachkräfte zu motivieren, in den öffentlichen Dienst einzusteigen“, erklärte Thoden und Peters weiter und kritisieren zudem die Forderungen der TdL (Tarifgemeinschaft deutscher Länder), das Eingruppierungssystem verändern zu wollen, um dadurch massiv Herabgruppierungen zu erreichen: „Ein solches Vorgehen lehnen wir strikt ab.“
Info: Die erste Verhandlungsrunde zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften fand am 8. Oktober in Berlin statt, die zweite und dritte Runde sind für den1./2. November und den 27./28. November jeweils in Potsdam geplant.
Die Forderung der Gewerkschaften bezieht sich auf eine Laufzeit des Tarifvertrags von einem Jahr.
In der Tarifrunde 2021 für den öffentlichen Dienst der Länder geht es um Gehaltserhöhungen für rund zwei Millionen Beschäftigte.