Neuigkeiten 22.06.2021

GEW: „Bildung krisenfest machen!“

Finanzierung deutlich verbessern

Laut GEW müsse Bildung krisenfest gemacht werden. Dafür stellt die GEW mehrere Forderungen.

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„Bildung muss krisenfest gemacht werden“, dafür macht sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stark. Die Corona-Pandemie hat wie unter einem Brennglas die Schwächen des gesamten Bildungssystems in Deutschland gezeigt. Die mangelnde Chancengleichheit ist und bleibt die Achillesferse des Bildungswesens. Es ist absolut inakzeptabel, wenn die Postleitzahl über die Bildungschancen der Menschen entscheidet“, so der GEW-Stadtverbandsvorsitzende Ulrich Thoden. Die GEW stellt ein Sechs-Punkte-Programm zur Stärkung der Bildung vor.

„Die Unterfinanzierung des Bildungswesens muss endlich beendet werden. Dafür muss die Einnahmebasis der öffentlichen Hand verbessert werden und das Kooperationsverbot endlich komplett fallen“, betont Thoden. Die GEW will eine Reform der Steuerpolitik, die einkommensschwache Schichten entlastet und einkommensstarke mehr in ihre gesellschaftliche Pflicht nimmt. Dazu gehören die Reaktivierung der seit 1996 ausgesetzten Vermögenssteuer und eine Corona-Abgabe für Superreiche. Zudem müsse die Schuldenbremse ausgesetzt und die Rückzahlung der Corona-Kredite zeitlich erheblich gestreckt werden.

„Das Bildungssystem braucht dringend mehr Fachkräfte, damit den Lernenden qualitativ gute Bildung angeboten werden kann“, unterstreicht Thoden: „Die Bildungsberufe müssen attraktiver werden.“ Dafür seien die Arbeitsbedingungen der Pädagoginnen und Pädagogen, aber auch die Bezahlung, beispielsweise für Erzieherinnen und Erzieher, deutlich zu verbessern. Gleichzeitig seien die Ausbildungskapazitäten zu erhöhen.

„Drittens muss der Investitionsstau endlich aufgelöst werden“, macht GEW-Geschäftsführer Carsten Peters deutlich: „Allein gut 50 Milliarden Euro beträgt der Sanierungsbedarf an den Hochschulen, rund 43 Milliarden Euro an den Schulen. Wir brauchen ein auf zehn Jahre ausgelegtes Bundesprogramm zur Sanierung von Bildungsgebäuden.“

Gleichzeitig müsse der Ausbau der digitalen Infrastruktur in der Bildung vorangetrieben werden. Der Digitalpakt Schule sei finanziell deutlich aufzustocken, zu verstetigen und auf andere Bildungsbereiche auszuweiten. „Das darf aber nicht mit einer blinden Technikgläubigkeit geschehen. Es gilt das Primat der Pädagogik! Der Einsatz digitaler Medien hat nur dann einen Mehrwert für die Lernenden, wenn er in ein gutes pädagogisches Konzept eingebunden ist.“

Die GEW setzt sich für einen Ausbau des Ganztags ein. „Die schrittweise Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz an Grundschulen kann nur gelingen, wenn der Bund Länder und Kommunen verlässlich finanziell unterstützt. Zeitgleich brauchen wir eine Qualitätsoffensive für die Ganztagsangebote“, so Thoden. Der Ganztag sei ein wichtiges Instrument, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.

„Demokratie braucht mehr politische Bildung. Gerade die Corona-Pandemie, in der rechtsextreme Parteien und Ideologen sowie Verschwörungstheorien Zulauf erhalten, zeigt die Versäumnisse der Vergangenheit“, so Peters: „Wenn man sich anschaut, wie das Thema Demokratiebildung von der Schule bis zur Weiterbildung in den vergangenen Jahren von der Politik vernachlässigt worden ist, so sind deren Krokodilstränen wenig glaubhaft. Es ist höchste Zeit, das Ruder jetzt schnell umzulegen. Eine demokratische, antifaschistische Gesellschaft zu festigen, ist Aufgabe der Bildung und gehört zum Selbstverständnis der GEW.“