Neuigkeiten 19.02.2022

Attraktivitätsoffensive für den Bildungsbereich gescheitert

GEW fordert echte Trendwende im Bildungssystem

Der Lehrkräftemangel sei nach wie vor eine der größten Herausforderungen der Schulen in NRW. Hier bräuchten wir eine echte Trendwende im Bildungssystem.

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„Mit der Abschaffung der Kostendämpfungspauschale und der Einführung von Konrektor*innenstellen an kleineren Haupt- und Realschulen werden zwei unserer langjährigen gewerkschaftlichen Forderungen endlich ungesetzt, das ist gut und war längst überfällig. Die Übertragung des Tarifergebnisses im öffentlichen Dienst 1:1 auf die Beamt*innen in NRW begrüßen wir, auch wenn diese die mangelnde Wertschätzung in den Tarifverhandlungen zuvor nicht vergessen macht. Nicht hinnehmbar ist die Tatsache, dass die besoldungsrechtlichen Konsequenzen aus der 2009 reformierten Lehrer*innenausbildung bis heute nicht gezogen werden und den Lehrkräften an Grund-, Haupt- und Realschulen sowie der Sekundarstufe I der Gesamtschulen eine verfassungskonforme Bezahlung mit A13Z in Einstiegsamt verweigert wird. Obwohl Staatssekretär Richter 2017 ein ordentliches Gesetzgebungsverfahren zur Änderung des Besoldungsrechts angekündigt hatte, ist die Besoldung der Lehrer*innen in NRW noch immer in Teilen verfassungswidrig", nimmt der Stadtverbandsvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulrich Thoden Stellung zu aktuellen Themen der Landespolitik. 

"Eine gerechte Besoldung umfasst neben A13Z/EG13 auch ein Beförderungsamt für die Fachleitungen im Grund-, Haupt-, Real- und Gesamtschulbereich. Hier ist diese Schieflage der Eingruppierung von Fachleitungen zu beheben und eine Gleichbehandlung mit den Kolleg*innen der anderen Lehrämter herzustellen", ergänzt GEW-Geschäftsführer Carsten Peters:" Die Fortsetzung dieser Ungleichbehandlung bedeutet die Inkaufnahme der rückläufigen Studierendenzahlen, gerade für diese Schulformen. Während das MSB für das Gymnasium bis zum Jahre 2030 einen Überhang von 19.000 Lehrkräften anzeigt, werden im Grund-, Haupt- und Realschulbereich sowie in der Sekundarstufe I an den Gesamtschulen ca. 11.000, an den Berufskollegs ca. 4.500 Lehrkräfte fehlen. Bereits vor der Pandemie herrschte Lehrkräftemangel, der sich in der aktuellen Pandemiezeit über Quarantänen oder krankheitsbedingte Ausfälle verschärfte. Das führte und führt zu einer ungekannten Mehrbelastung. Hier muss die Landesregierung alle Hebel in Bewegung setzen, um Abhilfe zu schaffen und sofortige Entlastung zu ermöglichen – beispielsweise durch Einsatz von Verwaltungsassistenzstellen oder durch Anpassung des Lehrplans."

"Der Lehrkräftemangel ist nach wie vor eine der größten Herausforderungen der Schulen in NRW. Hier brauchen wir eine echte Trendwende im Bildungssystem. Seit Jahren gelingt es immer weniger, die offenen Stellen an den Schulen zu besetzen. Das trifft insbesondere die Grund- und Förderschulen und führt dazu, dass der Mangel von Wenigen kompensiert wird. Zu viele Aufgaben werden von zu Wenigen geschultert. Auf Dauer ist dieser Zustand nicht zu stemmen. Lehrkräfte sind intrinsisch motiviert und mögen für ihren Beruf brennen, aber sie wollen nicht ausbrennen", macht Thoden deutlich.

Das bedeutet aber für Schüler*innen vertane Chancen, denn sie sind auf gut ausgebildete Fach- und Lehrkräfte angewiesen, um über Bildung am gesellschaftlichen Leben gleichberechtigt teilhaben zu können. Damit beste Bildung gerecht gelingt, sind beste Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung notwendig: um Menschen zu gewinnen, die diese Berufe ausüben möchten.